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"Allzeit gut Licht"

Die verlassene Schokoladenfabrik

"Schwarzwaldwerk Mauterer"

Quelle: Heimatfreunde Malsch e.V.

Der 1873 geborene und 1964 verstorbene, Carl Mauterer, auch Karl geschrieben, war Chefkoch bei Prinz Albert, Fürst von Monaco. Beim Beladen des fürstlichen Dampfsegelboots verunglückte Carl Mauterer und zog sich so schwere innere Verletzungen zu das er seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Er kehrte in seine badische Heimat nach Rastatt zurück. Carl Mauterer schreibt seine Gesundung dem Entschluss zu lebensreformisch zu leben. Er wurde Vegetarier und Abstinent. Damals war die sogenannte Lebensreformbewegung weit verbreitet und spielte eine nicht unerhebliche Rolle im gesellschaftlichen Leben.

1899 im Alter von 26 Jahren, gründet er sein erstes Reformhaus in Karlsruhe in der Herrenstr. 33.

1910 bringt Carl Mauterer das Buch "Die Praktische Reform-Küche" heraus.

Er war Mitbegründer des Karlsruher Alb-Sonnenbad und aktiv beim Naturheilverein.

Er gab als Koch 1911 Vegetarische Kochkurse (Anzeige)

Karl Mauterer ging mindestens eine Stunde pro Tag wandern. Am Wochenende mehr, so z.B. ins Waldprechtstal wo die zerfallen Hammerschmiede stand. Das erwarb er 1912, mit 39 Jahren, und errichtet dort ein Wochenendhaus. Daraus entstand das Schwarzwaldwerk Mauterer, Herstellung von Reformnahrungsmitteln.

1913 wurde ihm ein englisches und ein französisches Patent auf seine Reformerzeugnisse erteilt.

Am 24.4.1914 (Anzeige Volksfreund) Neueröffnung des zweiten Geschäftes in Karlsruhe,  "Zum Neugestalter" Nahrungs- und Genussmittel Am Ludwigsplatz, Waldstr. 65. Hinweis das das Geschäft in der Herrenstr. 33 von ihm weitergeführt wird. "Beide Häuser stehen unter meiner Leitung."

Zitat: "Ich bleibe nach wie vor bemüht, anerkannte vollwertige und wohlbekömmliche Nahrungs- und Genussmittel im Sinne edelnatürlicher und hochvernünftiger Ernährung, sowohl eigener Herstellung, wie auch Erzeugnisse bedeutender anderer Firmen auf diesem Gebiete zum Verkauf zu bringen. Fordern Sie an beiden Stellen aufklärende Schriften über gesunde Nahrungs- und Genussmittel, die Ihnen gerne umsonst verabfolgt werden."

1915 Erlaubnis Spezialroggenbrot einschließlich Pumpernickel zu verkaufen (Anzeige)

Es konnte recherchiert werden, dass der „erste“ Standke (1901-1990) bereits 1916  beim „alten“ Carl Mauterer in Karlsruhe eine Lehre als „Konditorlehrling“ begann. Und so war es nur logisch, dass er dann in dessen später gegründetem „Schwarzwaldwerk Mauterer“ eine Stelle als „Schokolademeister“ erhalten hat.

Ab 1921 stand in den Geschäftsanzeige Reformhaus Mauterer, Herrenstr. 33, Nachf.(ahre) Inh. Reith (Anzeige)

Karl Mauterer erbaute in Waldprechtsweier eine sehr gut, weit über die Grenzen von Karlsruhe funktionierende Fabrik.

Ab 1929 übernahm der Sohn Ralf geboren 1906, gestorben 1991, die Leitung des Betriebes, 1932 übernahm er den Betrieb komplett. Ralf war der Gedanke wichtig Reformhaus zu leben und zu produzieren. zB stand auf seinen Rechnungen an erster Stelle Reformhaus, darunter und kleiner stand Mauterer. Der Begriff Reformhaus sollte im Vordergrund stehen. Heute noch kann jeder mit diesem Begriff etwas anfangen.

Am 03.08.1935 wurde die Dr. Theinhardt´s Nährmittelgesellschaft Kommanditgesellschaft Talstraße 43 76316 Malsch, eingetragen. Löschdatum: 27.07.2011

Im Handelsregister Amtsgericht Mannheim am 07.08.1936 wurde das Schwarzwaldwerk, Herstellung von Reformnahrungsmitteln Ralf Mauterer Favorite und Er-Em Kakao-Schokolade- und Süßwarenfabrik, Talstraße 43, 76316 Malsch, eingetragen.

Schon 1939 musste Ralf im 2. WK in den Frankreichfeldzug. Er war zwar kurz wieder da musste dann aber auch in den Russlandfeldzug und nach dem Krieg in englische Gefangenschaft.

Dennoch ging die Produktion weiter wie diverse Zeitungsanzeigen in der Zeitschrift "Führer" beweisen:

1941 Gesucht Kassenschrank

1941 Leere Holzfässer zu verkaufen, einmal mit Kondensmilch 180 bzw. 250 kg gefüllt gewesen

1942 Genehmigung Ausbau der Wasserkraftanlage unterhalb des Werkes

1942 Gesucht kaufmännischer Angestellter

1943 Gesucht Kontoristin

Produkte, die hergestellt wurden: Bratlingsmasse, pflanzliche Wurst, pflanzliche Suppen, Schrotbrot, Schrotzwieback, Schrotfrüchtebrot, Puffreisschokolade, Puffreisstangen (Patent von Karl Mauterer) naturelle Getränke, Yoghurtschokolade und –Pralinen, verschiedene Fruchtpasten, Fruchtgelee, Vollfrucht-Edelspeisen, Reformsuppeneinlagen, Reformteigwaren, Mandelzubereitungen, Haselnussmus. Erdnussmus, Honigsüßmus, Reformpuddingpulver, Nährsalzkakao, Reformkindermehl, Reformlebkuchen, Rohrohrzucker-Bonbons, Rohrohrzuckerhüte, Rübensirup, ungefärbte Konfitüre, VDR Schokolade uvm.

03.09.1952 wurde im Handelsregister Mannheim "Hardy Feine Schokoladen" Kakao-, Schokoladen- u. Süßwarenfabrik Ralf Mauterer, Waldprechtsweier- Karlsruhe  eingetragen. Die Firma wurde von Amts wegen am 23.02.2016 gelöscht.

In den Adressbüchern von Karlsruhe von 1962 bis 1965 ist Elisabeth Mauterer, geboren 1922, gestorben 2005, Besitzerin des Reformhaus "Süd" in der Luisenstraße 63 eingetragen.

Deutschlandweit geschätzt wurden die hier von bis zu 90 Mitarbeitern hergestellten Produkte. Das Werk war nicht mehr profitabel, es schloss 1992 seine Pforten. Gerüchte besagen das Ralf Mauterer schwer an den Auflagen des Wirtschaftskontrolldienst gelitten hat.

Das Familiengrab Mauterer ist in Ötigheim.

Zwangsversteigerung Mauterer

Im Wege der Zwangsvollstreckung soll am 24.01.2018 um 09:00 Uhr folgender Grundbesitz im Amtsgericht Karlsruhe, Schlossplatz 23, Saal 0.10, öffentlich versteigert werden:

eingetragen im Grundbuch von Malsch, Blatt 679, Gemarkung Waldprechtsweier

- lfd. Nr. 53: Flurstück - Nr. 2100/1 Gebäude - und Freifläche, Verkehrsfläche, Wasserfläche, Talstr. 43, mit   1248 m²;

- lfd. Nr. 2/53: Kanal- und Fußwegsanlage an dem Grundstück Flurstück - Nr. 2056/1, 2057, 2059, 2060, 2096, 2098, 2055 und 2058

(Wohnhaus mit ehemaligem Büroanbau, sanierungsbedürftig, Außenbereich -ohne Gewähr-)

Der Verkehrswert ist gemäß § 74 a Abs.5 ZVG festgesetzt worden auf 139.000,00 €.

 Inzwischen (Artikel BNN 10.2.2018 in der Bildgalerie) wurden Teile des Anwesen für 108.000€ an einen Architekten versteigert

Anekdote von Rainer Walter:

Im Jahre 1948 herrschte im 1. Halbjahr noch große Not. Lebensmittel waren sehr wenig vorhanden. Einkauf war über Lebensmittelmarken organisiert. Mein Vater Rudolf Walter war noch in russischer Gefangenschaft (bis Ende 1949). Mein Onkel Erwin Müller baute im Frühjahr auf seinem Grundstück in der heutigen Dr.-Eugen-Essig-Straße Zuckerrüben an. Als diese im Spätjahr geerntet wurden, verlud man sie nach dem Waschen auf einen Bauernwagen, spannte die Kühe von August Koch davor und fuhr nach Waldprechtsweier zu Mauterer. Dort warteten schon viele Personen auf ihren Fuhrwerken. Bei Mauterer wurden die Zuckerrüben zu Zuckerrübensirup verarbeitet. Dieser Sirup wurde in große Behälter abgefüllt und mit nach Hause genommen. Er diente noch viele Jahre als Honig- und Marmeladeersatz.

Ich selbst habe diesen süßen Brotaufstrich genossen. Kaufe ihn gelegentlich noch immer. Der  Sirup ist als "Grafschafter Goldsaft" noch heute zu kaufen.


Recht herzlichen Dank an die Heimatfreunde Malsch e.V.


 
 
 
 
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