Hardtwaldbatterie bzw. Ettlinger Riegel
Mit den Planungen für einen Angriff auf die Tschechoslowakei 1938 stellte sich der deutschen Militärführung die Frage, wie man einen Zweifrontenkrieg verhindern könnte. Es war klar, dass der noch im Bau befindliche Westwall einen Angriff aus Frankreich nicht ausreichend abfangen könnte.
So sollten zunächst leihweise Geschütze der Marine aufgestellt werden, um eine Abschreckung durch großkalibrige Batterien am Oberrhein zu erzeugen. Die Kanonen wurden auf achteckigen Betonplattfomen aufgestellt. Die Bedienungsmannschaften waren Angehörige der Marine.
Artillerie im Hardwald
Im Hardtwald zwischen Rheinstetten und Ettlingen wurde eine Batterie mit drei 17 cm-Kanonen stationiert. Die Geschütze dienten ursprünglich als Mittelartillerie auf Linienschiffen der Braunschweig-Klasse, die das Deutsche Reich gemäß des Versailler Vertrags hatte behalten dürfen, da sie bereits im 1. Weltkrieg veraltet waren.
Nach einer inoffiziellen Stippvisite Hitlers am Oberrhein erging der Befehl die Geschütze zu verbunkern. Gegen den Willen der Marine wurden sie dem Heer überstellt. Dis führte zum Abzug der Marinesoldaten und deren Ersatz durch Heeresartilleristen, die an diesen Waffen jedoch nicht ausgebildet waren.
Die Kanonen der Hardtwaldbatterie hatten eine Reichweite von 17 km und zielten auf das Lautertal. Im Ernstfall sollten sie dortige Aufmarschaktivitäten der französischen Armee unter Feuer nehmen.
Als am 01. September 1939 der Angriff auf Polen erfolgte, waren die Bauarbeiten an der Batterie abgeschlossen und die Geschütze einsatzbereit. Allerdings hatten keine Übungen für die Bedienungsmannschaften stattgefunden, außer dem Exerzieren des Ladevorgangs.
Während der Offensive gegen Frankreich im Mai 1940 setzte das Heer die Marinegeschütze am Oberrhein nur sehr zögerlich ein. Da im Juni 1940 die Hardtwaldbatterie weder im Bereich des Rheinübergangs der 7. deutschen Armee lag, noch diesen unterstützen konnte, gab sie ihre Munition an südlichere Batterien ab und wurde aufgelöst. Ihre Kanonen wurden anschließend auf Atlantikwallbatterien bei Wizernes verteilt, ohne jemals einen Schuss auf Frankreich abgegeben zu haben.
Die Arbeiten stockten aber immer wieder wegen Mangel an Material und Arbeitskräften. Schließlich wurden sie ganz gestoppt. Die neuen Kanonen wurden nie eingebaut.
Nach dem 2. Weltkrieg drängten die Franzosen auf die möglichst vollständige Beseitigung der Marineartillerie-Stellungen, die französische Städte bedroht bzw. angegriffen hatten. Viele wurden restlos entfernt. Der erhebliche Flächenverbrauch für den Ausbau der Infrastruktur der Region tat in den folgenden Jahrzehnten ein Übriges.
Der Umstand, dass der Hardtwald hier erhalten blieb und dass die Batterie nicht gegen eine französische Stadt gerichtet war, ersparte den Bauten die völlige Zerstörung. So sind die Bunker zwar alle gesprengt, aber zwei der drei Geschützstände sind noch immer in einem sehenswerten Erhaltungszustand, der die einstige Gestalt der Batterie sehr gut erkennen lässt. Lediglich eine Kasematte wurde komplett entfernt. Quelle: https://fgut.wordpress.com/bauwerke/wk2/militarische-anlagen2/baden-wurttemberg/karlsruhe-hardtwaldbatterie/
Ettlinger Riegel
Die "Hardtwaldbatterie" gehörte zum Westwall, genauer zum Ettlinger Riegel. "Der Ettlinger Riegel ist als Teil des Westwalls in den Jahren 1936 und 1937 erbaut worden. Die Verteidigungslinie zieht sich über eine Entfernung von etwa 10 Kilometer Länge vom Ostufer des Rheins bei Rheinstetten südlich von Karlsruhe bis nach Malsch am Nordrand des Schwarzwalds." Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Ettlinger_Riegel
"Der Ettlinger Riegel dokumentiert bis heute anschaulich den konzeptionellen und technischen Stand einer befestigten Stellung von 1936 mit ihren Weiterentwicklungen bis 1938 und ist in seiner Form einzigartig in der Bundesrepublik. Hier
findet man „MG-Schartenstände“ (also Bunker für ein oder mehrere Maschinengewehre) und „Unterstände“ (ohne Scharten, nur zur Unterbringung von Soldaten). Die „Stände“ von 1936 waren Weiterentwicklungen der 1934 eingeführten „Regelbauten“, das sind Bunkertypen, deren Grundrisse sich im späteren Ausbau des Westwalls noch erheblich verändern sollten. Bereits 1937 wurden noch weiter standardisierte Regelbauten eingeführt, die noch immer häufig – und so auch im Ettlinger Riegel – individuelle Anpassungen erfuhren. Heute ist noch der gesamte Bereich zwischen
Mörsch und Malsch in ruinösem Zustand erhalten.
Lediglich drei Bunker konnten ungesprengt überdauern. Auch in ökologischer Hinsicht sind die offenen Bunkerruinen wertvoll, da sich in den „Bunkerinseln“ zahlreiche geschützte Tier- und Pflanzenarten ansiedeln konnten." Quelle: journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/nbdpfbw/article/view/12137/5979
Vermutlich handelt es sich hier um einen Regelbau R30 für eine verkasemattierte Batterie, siehe deutschesatlantikwallarchiv.de/westwall/heute/ww_8700.htm